Eine Malmittelstudie
Jedes Malmittel ist anders, keines am besten. Aus purer Neugier habe ich sie alle am gleichen Motiv ausprobiert: Acryl, Öl, Aquarell und – weil’s so schön war auch mit Buntstift.
Als Resumée ziehe ich daraus, dass kein Malmittel wirklich einschränkt, es ist nur wie überall auf der Welt; das was man benutzt muss man kennenlernen.
Bei Öl freue ich mich über die nicht enden wollende Chance die Farben doch noch ineinander zu vermalen, mir missfallen allerdings die langen Trockenzeiten und der Terpentinduft. Manchmal kann es einen auch echt nerven, dass man ALLE Farben IMMER vermalt – Lasurtechnik ist eine Geduldsprobe. Andererseits batzt es sich außer mit Acryl mit keinem Malmittel so schön und dekadent, wie mit Öl. Öl hat trotzdem etwas leichtes und intuitives. Einmal geübt, gewöhnt man sich schnell an Öl und hat Vorteile, die man bei allen anderen vermisst – there is nothing quite like it!
Detail Mitte – Öl
Acryl ist ernstzunehmende Konkurrenz zu meiner Ölliebe, denn sie ist perfekt um Schicht auf Schicht zu arbeiten. Zugegebenermaßen kann man sich bei einer guten Acrylfarbe über nichts beschweren. Brillianz, Vermalbarkeit… plus die stressfreie Reinigung der Pinsel, der kurzen Trocknungszeiten (was zugleich ein Minus sein kann!), kein Terpentindampf, scheint dieses Medium die Eier-legende-woll-milch-sau zu sein. Obwohl ich so gut wie immer mit Acryl (und Dispersion) arbeite, bin ich immer wieder überrascht über die dramatische „Nachdunkelung“ nach dem Auftrocknen der Farbe (je nach Güte trocknet Acryl und Dispersion extrem viel dunkler auf und Guache heller). Diese Eigentümlichkeit entfällt bei Öl und Aquarell.

Die Königsdisziplin bleibt Aquarell. Als Schichtenmalerin fühle mich immer irgendwie gehandicappt mit Aquarell, weil sich die Farbe immer wieder anlöst, wenn man mit dem Pinsel drankommt. Wie als würde ich Teller auf einem Einrad balancieren, bloß keinen Fehler machen. Bei dieser Maltechnik ist es wichtig nicht zu schnell den weißen, leuchtenden Untergrund mit Farbe zuzuklatschen, man hat – wenn man traditionell einwandfrei bleiben möchte – kein Weiß zur Verfügung. Also immer schön von hell nach dunkel und die Pinselstriche behutsam setzen… Schön ist die Brillianz und die spezifische Ästhetik von Aquarell.
Detail rechts – Aquarell
Welches von allen ist mein Liebling? Nachdem man Öl nicht sprayen kann und Aquarell mir zu viel Stress macht wegen den begrenzten Möglichkeiten Schicht auf Schicht zu arbeiten ist mein persönlicher Favorit unter dem Kriterium der Effizienz: Acryl.
Wer sich jedoch nicht entscheiden mag, hat noch mixed Media in der Hinterhand. Wie und welche Malmittel sich vertragen und welche nicht, muss hierbei berücksichtigt werden, eventuelle Unverträglichkeiten kann man für Effekte ausnutzen. Zu diesem Thema folgen Einträge zu Reisslack und Marmorierung.